Die Kennedys
John F. Kennedy
"JFK",
wie er von vielen genannt wurde, war in vielerlei Hinsicht ein Pionier.
Als er 1961 ins Weiße Haus einzog, war er der bis dahin jüngste gewählte
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und er war der erste
katholische Politiker, der dieses Amt innehatte. John F. Kennedy, der
als politischer Erneuerer galt, wurde von vielen wie ein Popstar
verehrt. Als er 1963 in Dallas Opfer eines Attentats wurde, trauerten
Millionen Menschen weltweit um den toten Präsidenten. Aber "JFK" war
nicht nur der strahlende Held, den viele in ihm sahen.
Eine Familie will nach oben
Als zweitältester Sohn von Rose und Joe Kennedy wird John Fitzgerald Kennedy am 29. Mai 1917 in Brookline, Massachusetts, geboren. Als Kind kränkelt er, und im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Joseph jr., der sich besonders durch seinen sportlichen Ehrgeiz hervortut, zieht John sich oft zurück.
Dass die Kennedy-Jungs
eines Tages in die Politik gehen, steht für ihren ehrgeizigen Vater
außer Frage. Schon früh lernen seine neun Kinder, dass es im Leben
ausschließlich darum geht zu gewinnen.
Seine Jugend verbringt "JFK" in New York und auf dem Sommersitz der Familie in Hyannisport. Nach der Schule besucht er verschiedene Privatschulen und studiert 1935 an der Harvard-Universität Politikwissenschaften.
In seiner Abschlussarbeit geht es um die "Appeasement-Politik",
also die Beschwichtigungspolitik der britischen Regierung in den 1930er
Jahren. Die Arbeit wird später unter dem Titel "Why England slept" von Joe Kennedy veröffentlicht.
1941 tritt John F. Kennedy
in die Armee ein und wird Leutnant bei der Marine. Im Pazifikkrieg, der
ein Jahr später beginnt, meldet er sich freiwillig für den Dienst auf
einem Torpedo-Patrouillenboot. Bei einem Einsatz rettet er einen
Mannschaftskameraden.
Unklar ist allerdings, wie ruhmreich seine Rolle bei diesem militärischen Zwischenfall wirklich war. Aber sowohl John F. als auch sein Vater nutzen die Geschichte geschickt, und aus dem jungen Kennedy wird ein dekorierter Kriegsheld.
Mitte der 1940er Jahre stürzt sein älterer Bruder Joseph jr. bei einer Militärmission, für die er sich freiwillig gemeldet hatte, mit dem Flugzeug ab.
Der Kennedy-Clan im November 1960
In der Familie ist schnell klar, dass nun John F.
die Rolle seines älteren Bruders übernimmt. Er macht sich auf den Weg,
das höchste politische Amt des Landes zu erobern. Helfen sollen ihm
dabei auch das Geld und die Beziehungen seines Vaters.
Im November 1946 kandidiert er für die
Demokratische Partei in Boston mit dem Slogan: "Eine neue Generation
präsentiert einen Führer" und wird ins Repräsentantenhaus gewählt.
Ein Präsident mit Handicaps
Kurz darauf wird bei "JFK" die Addison-Krankheit
festgestellt, eine Erkrankung des Immunsystems, deren Folgen eine
extreme Anfälligkeit für Infektionen und permanente Abgeschlagenheit
sind. Dazu kommen chronische Rückenschmerzen, die unter anderem aus einem Sportunfall resultieren, und eine Darmerkrankung. Zur Bekämpfung der Symptome muss John F. Kennedy täglich Cortison und starke Schmerzmittel einnehmen.
Doch sein körperlicher Zustand, der vor der
Öffentlichkeit so gut es geht geheim gehalten wird, hält den ehrgeizigen
jungen Politiker nicht davon ab, seine Karriere weiter voranzutreiben.
Vor den Senatswahlen zieht der Kennedy-Clan in den Wahlkampf.
Mit einer geschickten Strategie, bei der zum Beispiel die weiblichen Wähler besonders umworben werden, und einer gezielten PR-Arbeit wird "JFK" 1952 in den Senat gewählt und wird im kommenden Jahr Senator von Massachusetts.
1953 heiratet er Jacqueline Bouvier. Wie "JFK"
kommt die 22-Jährige aus der sogenannten Oberschicht. Die beiden hatten
sich bei einem gemeinsamen Freund kennen gelernt. Darüber, ob es eine
Liebesheirat war, streiten sich die Biografen. Unstrittig ist, dass
Jackie eine strahlende First Lady ist, die das
Weiße Haus zu einem gesellschaftlichen Anziehungspunkt macht. Sie bleibt
trotz der zahlreichen Affären ihres Mannes bei ihm. Jackie und Jack, wie John F. auch genannt wird, bekommen drei Kinder, doch der letztgeborene Sohn stirbt nach zwei Tagen.
Die Wahlhelfer: Geld, Beziehungen und das Fernsehen
Acht Jahre lang bleibt John F. Kennedy
Senator. In dieser Zeit bringt er zwei schwere Rückenoperationen hinter
sich. Während er im Krankenhaus liegt, beginnt er an einem Buch zu
schreiben, das später unter dem Titel "Profiles in Courage" erscheint. Der Bestseller wird mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Familienbande bis ins Weiße Haus: John F. und Robert
Nachdem er sich erholt hat, bereitet er sich auf
seinen wichtigsten Wahlkampf vor: Er will 1960 seine Kandidatur für das
Amt des Präsidenten bekannt geben.
Die Rechnung geht auf und im Sommer des gleichen Jahres wird "JFK"
von der Demokratischen Partei nominiert. Zum ersten Mal in der
amerikanischen Geschichte findet der Wahlkampf auch im Fernsehen statt.
Für Kennedy, der sich medienwirksam verkaufen
kann, ist das ein großer Vorteil, den er in einer Fernsehdebatte mit
seinem republikanischen Gegenkandidaten Richard Nixon zu nutzen weiß.
Auch in diesem Wahlkampf wird "JFK" wieder vom gesamten Kennedy-Clan unterstützt. Joe Kennedy,
der sich allerdings als Person im Hintergrund hält, nutzt erneut seine
Kontakte zur Presse und finanziert die zahlreichen Reisen und Kampagnen
seines Sohnes. Außerdem spendet er große Summen, zum Beispiel an
protestantische Geistliche, die sich daraufhin für den katholischen
Kandidaten einsetzen.
Eine besondere Rolle nimmt in dieser Zeit Robert Kennedy
ein, der seinen älteren Bruder als Wahlkampfmanager unterstützt und zu
seinen engsten Beratern gehört. Die Mühe lohnt sich: Am 20. Januar 1961
wird John F. Kennedy mit knapper Mehrheit zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.
Reformen ohne große Wirkung
Der zum Zeitpunkt seiner Wahl 43-jährige Politiker nutzt die Aufbruchstimmung der frühen 1960er Jahre. "New Frontier"
nennt er sein innenpolitisches Programm, das besonders die junge
Generation ansprechen soll. Er will unter anderem das Bildungs-,
Gesundheits- und Steuersystem reformieren.
Wirklich große Veränderungen kann der Präsident
allerdings nicht durchsetzen. Sie scheitern am Kongress, in dem die
Republikaner die Mehrheit haben. Ähnlich verhält es sich mit dem
Bürgerrechtsgesetz, mit dem Kennedy gegen die Rassendiskriminierung vorgehen will: Es tritt erst unter seinem Nachfolger Lyndon B. Johnson in Kraft.
Auch seine Außenpolitik ist nur teilweise erfolgreich und steht ganz im Zeichen des Kalten Krieges. "Allianz für den Fortschritt" heißt eines seiner entwicklungspolitischen Programme.
Doch seine Strategie, den sich ausbreitenden Kommunismus in Lateinamerika durch die Bekämpfung von Armut und Analphabetismus
einzudämmen, bleibt so gut wie wirkungslos. Erfolgreicher sind die
sogenannten Friedenscorps mit rund 400.000 jungen Amerikanern, die in
den Entwicklungsländern freiwillig Kinder unterrichten oder Kranke
pflegen.
Zu den umstrittenen außenpolitischen Entscheidungen Kennedys gehört auch sein Engagement in Vietnam. Indem er unter anderem Militär nach Südostasien schickt, will er verhindern, dass der Kommunismus sich weiter ausbreitet.
Historiker diskutieren noch heute darüber, ob er
damit die Grundlage für den späteren Vietnam-Krieg geschaffen hat, der
1965 unter Lyndon B. Johnson begann.
Kennedy und Kuba
Das kommunistische Regime unter Fidel Castro in Kuba
ist der amerikanischen Regierung schon lange ein Dorn im Auge. Um es
stürzen, werden zahlreiche Pläne gemacht. Einer wird am 17. April 1961
in die Tat umgesetzt, als eine Brigade von rund 1500 Exilkubanern unter
dem Kommando der CIA in der sogenannten Schweinebucht ankommt.
Doch die Invasion wird von den Kommunisten niedergeschlagen. Kennedy gibt auf, nicht zuletzt deshalb, weil er keinen offenen Krieg riskieren will.
Die Kuba-Krise versetzt auch Deutschland in Angst
Ein halbes Jahr später eskaliert die Situation
erneut: Als Reaktion auf die gescheiterte Invasion stationieren die
Sowjets unter Präsident Nikita Chruschtschow Mittel- und
Langstreckenraketen auf Kuba. Kennedy und sein
Beraterstab entscheiden sich gegen einen Luftangriff und errichten
stattdessen eine Seeblockade, die verhindern soll, dass weitere Raketen
Kuba erreichen. Die Gefahr eines Dritten Weltkriegs ist allgegenwärtig,
doch es kommt nicht so weit.
Als sich am 24. Oktober sowjetische und
amerikanische Schiffe vor Kubas Küste begegnen, lenkt Chruschtschow in
letzter Sekunde ein. Kennedy rückt daraufhin von
seiner Konfrontationspolitik ab. Er richtet unter anderem einen "heißen
Draht", also eine ständige Fernschreiberverbindung zwischen Washington und Moskau, ein und trägt so zur Entschärfung des Kalten Krieges bei.
Wer hat "JFK" ermordet?
Kurz nach dem Attentat kommt eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Richters Earl Warren zu dem Schluss, dass es sich bei Oswald um einen Einzeltäter gehandelt hat.
Dem widerspricht ein Sonderausschuss des
amerikanischen Kongresses, der in den späten 1970er Jahren den Mord
nochmals untersucht. Demnach sind es mindestens zwei Täter gewesen, die
den Präsidenten erschossen haben.
Der Trauerzug führt über die Memorial Bridge
Bis heute ist ungeklärt, wer hinter dem Mord an "JFK" steckt. Einige vermuten, dass die CIA, das FBI oder der Secret Service dafür verantwortlich sind. Aber auch die Mafia, Exil-Kubaner und Fidel Castro selbst werden mit dem Mord in Verbindung gebracht.
Als John F. Kennedy, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, am 25. November 1963 auf dem Nationalfriedhof Arlington in der Nähe von Washington D.C. beerdigt wird, trauern Millionen Menschen auf der ganzen Welt um ihn.
Autorin: Christiane Tovar


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